Glanz in den Augen.

Auf nach Ägypten! Wieder einmal sind wir um den Weihnachts-Familien-Rummel rumgekommen und sitzen am Heiligabend morgens um 6:00 Uhr im Flieger in Richtung Rotes Meer. Sonne, Meer – ein Gefühl, wie „nach Hause kommen“. Wir treffen Roland wieder, der uns seinerzeit durch den OWD gebracht hat und den wir beide immer noch für den besten TL halten, den wir bisher kennengelernt haben. Der Urlaub besteht ausschließlich aus Tauchen und Theorie lernen. Am vierten Tag kommt Roland mit seinem aktuellen OWD-Kurs mit aufs Boot und teilt uns ein zum Begleiten. Ich hätte nie gedacht, daß es so anstrengend ist, auf zwei Tauchschüler bei ihrem ersten Freiwassertauchgang aufzupassen. Wie Flöhe hüten! Aber es macht auch riesig Spaß und es zeigt, daß die Theorie stimmt: Die Schüler orientieren sich sofort zu einem hin, stellen Fragen, akzeptieren dich. Und Roland hat auch noch ein paar „Specials“ für uns auf Lager wobei uns dann schnell klar wurde, daß wir noch ein ganzes Stück entfernt sind vom „Mastery“. Also weiter üben, üben, üben!

Ansonsten gibt es schöne Tauchgänge mit viel Fisch (Rochen, Oktopusse, Feuerfische, Krokodilfische, Baracudas, Glasfische, Zackis… eben alles was das Herz begehrt…) Insgesamt hat das Tauchen in Ägypten wieder sehr viel Spaß gemacht, und mit jedem Tauchgang wird immer klarer, dass für mich die Zukunft viel mit dem Tauchen zu tun haben wird.“

Diesen Eintrag fand ich gestern in einem ziemlich alten Tagebuch. Er stammt aus der Zeit, als ich noch in einer Düsseldorfer Werbeagentur arbeitete und gerade angefangen hatte, mich mit dem Thema „professionelles Tauchen“ auseinander zu setzen und meinen Divemaster-Kurs startete. In der Zwischenzeit ist einiges passiert: Abschluss der Divemaster-Ausbildung in Deutschland, Arbeit als DM, IDC in Thailand, erstes eigenes Divecenter, Tauchlehrer auf den Balearen, Tauchlehrer und Tourguide in Thailand, IDCs als Staff in Deutschland und auf Phuket, Dive Operation Manager in einem Top-Resort, eine große Welle, die alles wegspülte, mein CDTC in Kota Kinabalu, und viele viele Tauchkurse und IDCs mit vielen Schülern und Tauchlehrer-Kandidaten.

Und an diese angehenden Tauchlehrer musste ich denken, als ich mein altes Tagebuch las. Denn sie alle haben immer noch diesen Glanz in den Augen, wenn sie davon erzählen, warum sie PADI Pros werden wollen. Den gleichen Glanz, den ich hatte, als ich die Zeilen oben schrieb. Ich habe mich gefreut darauf, endlich mit Schülern zu arbeiten, meine eigene Begeisterung zu teilen, das weiterzugeben, was mein Leben so nachhaltig verändert hat.

Manchmal treffe ich heute Kollegen, die übersetzen „CD“ (eigentlich für „Course Director“) mit „constantly dry (immer trocken)“. Gemeint ist damit wohl, dass es ein Privileg ist, nicht mehr ins Wasser zu müssen und trockenen Fußes seine Kandidaten auszubilden. Die Wasserarbeit machen andere. Diesem Beispiel folgen auch gerne Instructoren anderer Level: Da lässt der Masterinstructor seinen OWSI-Kollegen ins Wasser gehen und der OWSI seinen Assistant-Instructor oder Divemaster. (Divemaster? Dürfen die das denn überhaupt…?) Und warum? Weil diese Instructoren den Glanz in den Augen verloren haben, die Begeisterung, den Spaß. Muss das sein? Nun ja: nachdem ich mittlerweile ungezählte „Tauchgänge“ gemacht habe, die ausschließlich daraus bestanden, mit einer Tafel in der Hand über einer Plattform oder Sandfläche in etwa 5 m Tiefe zu schweben und Tauchlehrer-Kandidaten dabei zu beobachten, wie sie eine Lehrprobe durchführen, wie sie einen CESA organisieren, Knoten knoten oder einem Taucher mit Problem unter Wasser zu Hilfe eilen, Tauchgänge bei denen ich außer einer schemenhaften Plattform mit ein paar Kandidaten drauf rein gar nichts gesehen habe, Tauchgänge, die einfach nur kalt und nass waren, hält sich auch bei mir die Euphorie mitunter in Grenzen. Dann wird das Tauchen zur Arbeit. Aber genau das ist es doch, weshalb ich mich irgendwann entschlossen habe, diesen Job zu ergreifen: Weil ich mein Hobby zum Beruf machen wollte – und Beruf hat auch immer auch was mit Arbeit zu tun… Also warum meckern?

Wer sich für den Beruf des Tauchlehrers entscheidet, will sich umgeben mit Leuten, die die gleichen Interessen teilen. Der liebt den Lifestyle des Tauchens ebenso wie die Unterwasserwelt und das Arbeiten mit Schülern. Der liebt das Wasser und seine Bewohner. Der liebt das Meer (in selteneren Fällen auch das Leben weit weg vom Meer an einem See…). Kurz: der liebt seinen Job.

Aber machmal will keine Begeisterung aufkommen. Es bringt Dich nicht zum lächeln, während eines Freiwassertauchgangs mit Deinen OWD-Schülern einen ganz gewöhnlichen Fisch zu beobachten und anschließend die geradezu überirdische Begeisterung der Schüler zu erleben. Oder die Überaschung deiner Deep-Dive-Teilnehmer während der gezeiteten Übung am Grund zu sehen. Oder in die ungläubig-glücklichen Augen eines DSD-Teilnehmers nach den ersten Atemzügen unter Wasser zu blicken. Wenn es dich nicht mehr berührt zu sehen, wie Deine Schüler die Faszination „Unter Wasser“ entdecken und erleben, wie sie sich entwickeln und heranreifen, dann ist es Zeit für eine „Auszeit“: Mach was anderes, gönn Dir eine Pause! Oder geh alleine tauchen, genieße es (vielleicht seit Jahren zum ersten Mal) ohne Tauchschüler oder Kunden „im Schlepptau“ einfach zu schauen und Dinge zu tun, die du magst. Aber mach nicht den Fehler, den Job “Tauchlehrer” dafür verantwortlich zu machen. Es ist nur normalund nach einer kleinen “Auszeit” sollte die alte Begeisterung wieder da sein. Wenn nicht, dann wechsle den Job. Aber sei nie einer dieser “trockenen” Tauchlehrer, die auch noch stolz darauf sind, nicht zu tauchen. Denn wir können Menschen nur für das Tauchen begeistern, wenn wir es selber sind.

Ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Tauchgänge. Und auf den nächsten IDC. Und darauf, diesen Glanz bald wieder zu sehen…

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